Meine Motorrad-Geschichte

   

Als 1978 der Führerschein auf dem Plan stand, war für mich klar, dass ich auch die Möglichkeit haben wollte, Motorrad zu fahren. So habe ich ausser der Klasse 3 auch gleich Klasse 1 gemacht – auf einer 100er Honda. Danach bin ich ca. 10 Jahre nicht Motorrad gefahren ...
Dann kaufte ein Freund und Nachbar sich ein Motorrad, und weil er nicht viel Zeit zum Fahren hatte, konnte ich die Maschine gelegentlich ausleihen. Das Jahr drauf kaufte er sich eine grössere Maschine, die ich auch noch fahren mochte, und 1990 legte er sich dann eine Neue zu - ein "Dickschiff" mit 78 PS, Vollverkleidung und integrierten Koffern. Die Maschine wollte ich nicht fahren – zu gross und zu schwer – also musste eine eigene her. Für 650 Mark holte ich mir im April 1991 eine Honda CM 400 T – TÜV war fällig, beide Auspufftöpfe durchgerostet, beide Reifen abgefahren, Batterie hinüber, 11 Jahre alt, aber erst 21539 Kilometer gefahren.

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Nachdem ich weitere 650 DM investiert hatte, bekam die Maschine eine neue Plakette. Einzige Beanstandung: der Seitenständer. Noch das Originalteil, klappte nicht automatisch hoch und hatte auch keinen Unterbrecherschalter für die Zündung. Ich hab ihn direkt auf der Prüfstelle abgeschraubt, Plakette bekommen und zu Hause wieder angeschraubt. (Dieses Spielchen habe ich viermal gemacht, 1999 für den TÜV-Termin habe ich dann umgerüstet, danach habe ich die Maschine ein paar mal fast umfallen lassen, bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass der Ständer automatisch hochklappt.)


1995 habe ich dann meine erste große Tour unternommen. Zwischenzeitlich hatte ich günstig einen Krauser-Träger mit Koffern und Topcase bekommen, jetzt kamen die Teile zum ersten Mal richtig zum Einsatz. Ein kleines Zelt wurde vor dem Topcase festgebunden - und los, 900 km (Luftlinie) nach Südwesten, bis an den Atlantik. Dabei hatte ich aber das Kettenspray ganz vergessen (war im Geiste halt doch noch Autofahrer, der nur gelegentlich mal nach dem Öl und dem Reifendruck schaut), das fiel mir erst wieder ein, als die Kette hörbar gegen die Schwinge schlackerte. Die Kette war knochentrocken, ich musste sie bei jedem Tankstopp nachspannen (Kettenfett ist an französischen Tankstellen eher selten zu bekommen). Zu der Zeit hatte die Maschine noch den kleinen Tank, das hieß, dass maximal 200 Kilometer zwischen den Tankstopps lagen. Aber sie hat bis nach Hause gehalten ...


Ich habe bei dieser Tour einen Durchschnittsverbrauch unter vier Litern auf hundert Kilometer gehabt, sonst lag der Verbrauch zwischen vier und viereinhalb Litern. Inzwischen - 2009 - bleibe ich mit allen drei Maschinen im Alltagsbetrieb unter vier Litern. Den Bestwert habe ich auf der Urlaubstour im Frühsommer 2009 erreicht: über 4600 km mit einem Durchschnitt von 3,3 Litern auf 100 Kilometer.


Diese Campingtour hatte mir so gut gefallen, dass ich seitdem jedes Jahr ein- oder zweimal (Mai/Juni und September) an den Atlantik fahre - alleine, um auch geistig mal vom Alltag wegzukommen. Wenn Wetter und Laune danach sind, fahre ich auch weiter nach Süden, 1999 und 2003 war ich in Lissabon, 2003 auch in Barcelona. Seit 1997 ist mein Lieblings-Campingplatz "Les Sableres" in Vieux-Boucau-les-Bains. Der Ort liegt direkt am Meer, in der Vor- und Nachsaison ist es dort angenehm ruhig, und vom Campingplatz kann man zu Fuss an den Strand (100 Meter) oder in den Ort (500 Meter) laufen und muss nicht den Motor anwerfen. Und in die Pyrenäen (zum Landschaft schauen oder Reifen schleifen) sind es ca. 60 Kilometer.


1998 wollte ich – nachdem ich mit einem Bekannten ausgiebig an Ardèche und Verdon rumgekurvt war – zur Expo nach Lissabon. In Bragança bin ich umgekehrt, weil die portugiesischen Geldautomaten meine ec-Karte nicht akzeptieren wollten. Später habe ich erfahren, dass ich nur bis zum nächsten Tag hätte warten müssen – es war Sonntag gewesen, und auch heute kann es noch passieren, dass Geldautomaten am Sonntag keine ausländischen Karten akzeptieren, weil irgendein Computer im internationalen Bankensystem nicht läuft.
Kleiner Tip: Die Geldautomaten an Postämtern haben mich in den folgenden Jahren auch Sonntags mit Bargeld versorgt. Und seit der Einführung des Euros habe ich – wo immer ich war – passendes Bargeld in der Tasche.


Im nächsten Jahr habe ich es dann nach Lissabon geschafft. Sechs Tage Fahrt, ein Tag Pause dazwischen, dann blieb das Motorrad erstmal zwei Wochen stehen. Es gibt einen Campingplatz nah an der Innenstadt (am Rande des Parque Florestal de Monsanto), Busse (Richtung Cais do Sodre und Exopgelände/Lissabon Ost) fahren fast vor dem Tor ab – da lohnt es sich nicht, die Lederkluft anzuziehen.
2003 war ich wieder in Lissabon – bestimmt nicht zum letzten Mal. Diesmal allerdings mit dem Autoreisezug von Neu-Isenburg nach Bordeaux und erst ab da auf eigenen Rädern. Diese Zugverbindung wurde leider inzwischen eingestellt, so wie diverse andere auch.


Auf die Idee mit dem Autoreisezug war ich im Jahr 2000 gekommen. Ich konnte absehen, dass ich im Mai und Juni keine Zeit für Urlaub haben würde. Mir blieben nur 10 Tage im April. Noch nicht die Jahreszeit für die Antlantikküste, es muss ja auch nicht immer Frankreich sein, also habe ich Italien angepeilt. Im April über die Alpen? Muss auch nicht sein, ausserdem war die Zeit knapp, da geht es schneller unten durch. Am Spätnachmittag des letzten Arbeitstages das Motorrad in Neu-Isenburg auf den Zug gefahren und mich im Liegewagen ausgestreckt – am nächsten Vormittag ausgeschlafen (mit Frühstück im Zug) in Livorno den ersten Espresso getrunken. Von den Tunnels unterwegs habe ich nichts gemerkt, auch nicht von Zwischenstops, so wie ich auch auf allen späteren Fahrten mit dem Autoreisezug (bis jetzt ca. 10) problemlos gut geschlafen habe. Zurück bin ich dann am letzten Urlaubstag von Narbonne. Kurz vor Zehn am nächsten Tag war ich zu Hause, und um 13 Uhr musste ich wieder arbeiten.
Leider fahren die Autoreisezüge nicht mehr bis Livorno, nur noch bis Alessandria weiter im Norden Italiens.


... wird fortgesetzt ...

 
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