Details zu den techn. Änderungen

Reifen-Eintragung

   


Auf den französischen Strassen verschleissen die Reifen schneller (vielleicht liegt das auch an meiner Fahrweise im Urlaub ...), deshalb brauchte ich im Lauf der Jahre einige Male unterwegs einen neuen Hinterreifen.
 
2003 – aktuelle Bereifung Dunlop F11 und K127 – Ersatz für den K127 zu bekommen, war kein Problem: Dunlop K82. Den Reifen kannte ich nicht, nach dem Profil hätte ich ihn als Reifen für leichte Enduros eingeschätzt – und so fuhr sich die Maschine auch. Zuhause habe ich den Reifen weggeworfen und bin auf Metzeler ME77 umgestiegen.
 
2005 – ME77 – nicht zu bekommen. Alle Motorrad- und Reifenhändler im Raum Biarritz/Bayonne abgeklappert. Keiner hatte Metzeler-Reifen, keiner konnte sie besorgen, zum Teil kannten sie die Marke garnicht. Aber alle waren freundlich und hilfsbereit, haben mir Adressen von anderen Händlern gegeben, Wegbeschreibungen zu Werkstätten und Hinterhofschraubern, und selbst die Custom-Freaks, aus deren Halle kein Serienmotorrad lebend wieder rauskam, haben mich mit Kaffee und Keksen versorgt. Einen Metzeler-Reifen konnten sie aber auch nicht beschaffen, und für einen anständigen Breitreifen-Umbau (mindestens 200 mm) schien ihnen die Maschine doch nicht geeignet ...
Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, wieder auf Dunlop K82 umzusteigen – da bin ich doch lieber mit dem abgelatschten Metzeler nach Hause gefahren. Am Ende lag stellenweise das Gewebe frei, aber der Reifen hat gehalten.
 
2006 – erste Urlaubstour mit F-F199. Ich hatte die Maschine 2005 mit fast neuen Bridgestone-Reifen gekauft – MagMopus L303 und L302. Die Reifen sind ähnlich schlecht wie Dunlop K82, ich wollte sie trotzdem nicht wegwerfen. Für den Urlaub sollten sie noch reichen, aber nach 1500 Kilometern auf französischen Strassen waren am Hinterreifen die Verschleissanzeiger erreicht. Dies sollte jetzt kein Problem sein, wusste ich doch aus dem Vorjahr, wo der regionale Bridgestone-Partner zu finden war. "Kein Problem" – doch , kleines Problem, nicht am Lager – Importeur angerufen, grosses Problem, müsste erst bestellt werden – in Japan, Lieferzeit mindestens 4 Wochen – also wieder so nach Hause. Diesmal lag das Gewebe noch nicht blank, aber viel Gummi war da nicht mehr.
 
Jetzt mussten moderne Reifen drauf, und die Empfehlung meines Reifendealers war Bridgestone BT45. Vorne sollten 100/90 oder 110/90 passen, aber für das Hinterrad ging es bei 130/90 los, deutlich dicker als Original. Zwischen Kette und Bremsanker (engste Stelle) 140 mm Luft – eigentlich zu knapp, da der Reifen auf jeder Seite mindestens 1 cm Freiraum haben sollte (TÜV-Standard-Wert). Vorsichtige Anfrage bei der TÜH (Technische Überwachung Hessen) in Frankfurt – "Für die Maschine gibt es noch Original-Bereifung, sogar von mehreren Herstellern, da tragen wir nichts anderes ein!" – Aua.
Nach gutem Zureden durch die TÜH-Zentrale in Darmstadt waren die Frankfurter dann doch bereit, sich damit zu beschäftigen, nach noch mehr gutem Zureden waren sie auch bereit, andere Reifen ohne Testfahrten auf der Opel-Prüfstrecke in Rüsselsheim einzutragen – "Vielleicht, erstmal sehen, wir können nichts versprechen!" – also Reifen aufgezogen (100/90 und 130/90) und Termin vereinbart (direkt beim Reifendienst, da ich die Reifen noch zurückgeben konnte, solange ich damit nicht gefahren war). Prüfer rechnet die Original-Breite um – maximal 120 – ausserdem zuwenig Freiraum seitlich – keine Chance. Wenigstens wollte er kein Geld haben, da er in der Motorradwerkstatt nebenan noch ein paar Abnahmen zu machen hatte.
Ich habe die Maschine erstmal da stehen lassen und ein paar Tage rumtelefoniert. Am Ende fand ich einen Prüfer beim TÜV in Mainz, der das für darstellbar hielt. "Mit der Maschine kann man ja gar nicht so schnell fahren, dass der Reifen ernsthaft heiss wird und sich ausdehnt. Da reichen auch ein paar Millimeter weniger Freiraum."
Die Räder mit den neuen Reifen auf den Gepäckträger geschnallt (vorne noch auf 110/90 gewechselt, da mir der 100er zu dünn aussah) und hingefahren. Vor der Prüfhalle die Räder gewechselt, Maschine in die Halle geschoben, "Sieht doch gut aus, und der Freiraum ist für die Maschine voll ausreichend." – ich bekam mein Gutachten und durfte zur Zulassungsstelle fahren. Danach bin ich zum Reifendienst und hab die Reifen bezahlt.
An dieser Stelle möchte ich den Reifendienst auch mal dankend und lobend namentlich nennen: Werthmann & Metzler, Werftstr. 4, 60327 Frankfurt, Telefon 069/561386. Das spezielle Motorradreifenzentrum am Dornbusch existiert nicht mehr und ist jetzt am Stammsitz in der Werftstrasse integriert.
 
Die Reifeneintragungen für die zweite und die dritte Maschine waren dann nur noch Formsache.
 
Allerdings zeigten sich schnell zwei Problemstellen:
Beim Einfedern bis an den Anschlag stiess der Hinterreifen im Radkasten irgendwo an (kaum dass ich nach der ersten Abnahme von der Prüfstelle weg war, mit den originalbereiften Rädern auf dem Gepäckträger und ohne die Vorspannung der Federbeine anzupassen) und wenn das Hinterrad gerade ausgerichtet ist, kommt der Reifen der Kette doch sehr nah.
Das erste Problem liess sich durch Entfernen einer Schraube lösen - die Halteschraube der Werkzeugablage ragt 2 mm in den Freiraum unter dem Innenkotflügel. Seitdem liegen bei allen drei Maschinen die Werkzeugablagen lose unter der Sitzbank, können dort nicht weg und Klappern von da hab ich auch noch nicht vernommen.
Inzwischen ist dies Problem wieder da, anscheinend trägt Bridgestone etwas mehr Gummi auf die Lauffläche auf. Beim Einfedern scheuert der Reifen auf beiden Seiten etwas (an der Engstelle, wo Metall- und Kunststoffteil des Kotflügels zusammengesetzt sind) und beim Durchfedern bis auf den Anschlag gibt es auch Schleifspuren in der Mitte. Schäden am Reifen gibt das nicht, also stelle ich nur für Fahrten auf sehr schlechten Strecken (kleine Landstrassen in Frankreich und Spanien sind manchmal die absolute Härte) die Federvorspannung etwas höher, damit ich nicht so oft aufsetze.
Für das zweite Problem habe ich keine Lösung, aus einem alten Ritzel einen Ritzelversatz auf der Getriebewelle zu basteln, wäre zwar machbar, aber für den Kettenradversatz habe ich noch keine Idee. Da die Schwingen nicht exakt gleich sind, bleibt bei einer Maschine zwischen Kette und Reifen ein Freiraum von 1-2 mm, bei den beiden anderen schleift die Kette leicht am Reifen. Da sich schon eine leichte Schrägstellung des Hinterrades beim Fahren unangenehm bemerkbar macht, nehme ich die Schleifspuren an der Reifenkante eben in Kauf.
 
Das Kurven- und Bremsverhalten hat sich mit den Reifen deutlich verbessert, auch halten die Reifen deutlich länger. Im Ausland Ersatz zu bekommen, sollte auch kein Problem sein. Die Original-Bereifung wäre mit der inzwischen montierten Doppelscheibenbremse (die "Bremsenerzählung" kommt noch) wahrscheinlich überfordert, der BT45 hat genug Grip, um auch in Schräglage deutliche Verzögerung zuzulassen. Da der dickere Hinterreifen auch gut 10 mm mehr Radius hat, ist die Schräglagenfreiheit besser als vorher, durch meine Änderungen an den Gabeln noch zusätzlich. Die schönsten Schräglagen lassen sich bei 50-60 km/h (und entsprechend engen Kurven) fahren, ab 80 km/h neigt das Fahrwerk auch mit guten Kegelrollenlagern im Lenkkopf in "Seitenlage" zum Schaukeln.
 
Die BT45-Reifen brauchen deutlich höhere Luftdrücke als die Originalbereifung. Von Bridgestone wurde mir auf Nachfrage empfohlen, 0,5-0,75 Bar höheren Druck zu fahren. Meine Standardwerte sind jetzt 2,25 vorne und 2,5 hinten, für Langstrecken mit Gepäck 2,4/2,75. Zum Messen verwende ich einen digitalen Luftdruckmesser aus dem Zubehörhandel, so habe ich gleichbleibend genau Messwerte, auch dort, wo geeichte Geräte an den Tankstellen unbekannt sind.
 
Inzwischen gibt es auch eine deutlich einfachere Möglichkeit, auf moderne Reifen umzusteigen. Avon hat eine Freigabe erstellt für Roadrunner AM26, vorne 100/90-18 und hinten 120/80-16. Kann von www.avonreifen.com oder direkt hier heruntergeladen werden (Stand Januar 2012). Wieweit diese Reifen an die Qualitäten vom BT45 heranreichen, weiss ich nicht, besser als die alten "Holzreifen" (Original-Aussage von Bridgestone, die Typen L303 und L302 betreffend) sollten sie auf alle Fälle sein. Bei verschiedenen Tests sind die Fahreigenschaften gut bewertet worden. Wer mit diesen Reifen Erfahrungen hat, kann mir die gerne per Mail berichten.
 
 

 
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